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Engel aus Kirchenbänken

Ein Upcycling der besonderen Art gestalten gerade die Menschen in den Werkstätten Haus Karthaus in Dülmen: Die Kirchenbänke, die im Zuge der Veränderungen in der Michaelkirche aussortiert wurden, werden umgestaltet. Dem wertvollen Eichenholz wird ein „zweites Leben“ eingehaucht, indem daraus kleine Schutzengel geschnitten werden. Mit einer Stanze wird ein kleiner Magnet angebracht, an den ein Flügel aus Metall geheftet werden kann.
Die ersten Engel sind im Pfarrbüro St. Michael gelandet und freuen sich auf ein neues Zuhause. Für 9,50 € können sie hier erworben werden.

Kirchenbänke werden zu Schutzengeln

Wer demnächst einen kleinen Holzengel, ein Holztablett oder einen Flaschenöffner mit Holzgriff aus den Werkstätten Karthaus erwirbt, hält vielleicht einen kleinen Teil einer Kirchenbank aus St. Michael Gievenbeck in der Hand. Wie das kommt?

Die Kooperation

Zwischen der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser, dem Bistum Münster und den Werkstätten hat sich eine nicht ganz übliche Kooperation ergeben: Im Zuge der Umgestaltung des Innenraums unserer Kirche St. Michael in Münster-Gievenbeck wurde ein Teil der mehr als 50 Jahre alten Bänke aussortiert und ins Depot des Bistums gebracht. Dabei blieb jedoch zunächst die Frage unbeantwortet, was weiter damit geschehen sollte.

Frank Buhs (Küster in Liebfrauen-Überwasser) erwähnte im Gespräch mit Barbara Tietz (Verwaltungsreferentin der Pfarrei), dass es doch eine gute Idee wäre, bei Werkstätten anzufragen, ob diese das Holz gebrauchen könnten. Da Barbara Tietz eine Freundin bei den Karthauser Werkstätten hat, war die Anfrage schnell gestellt. Fernande Bauhus gab die Frage an den Bereichsleiter, Peter Zündorf, weiter. Schließlich gibt es den Bereich Holzverarbeitung in den Werkstätten, wo man sich über massives Holz immer freut.

Die Werkstätten

„Die Kirchengemeinde und das Bistum Münster waren sehr gerne bereit, uns die Kirchenbänke zu spenden“, berichtet Bereichsleiter Peter Zündorf von den Karthäuser Werkstätten. Die Abteilung Kunstpflege im Bistum Münster hatte „grünes Licht“ gegeben, sodass er mit zwei Beschäftigten und einem großen Lkw die Lagerstätte anfuhr und sie gemeinsam die rund 60 Kirchenbänke aufluden.

 

Aktuell arbeiten Petra Schlömer und Matthias Mersch in den Werkstätten Tag für Tag daran, das Holz von den Stahlgestellen abzuschrauben und es zu reinigen.

 

Dabei haben die Beschäftigten in der Holzverarbeitung unzählige Kaugummis unter den ehemaligen Sitzflächen entdeckt. Und ganz klein zusammengefaltete Gemeindebriefe, die in einen schmalen Spalt zwischen Gestell und Holz gesteckt wurden. „Einer sogar aus dem Jahr 1975, in dem für Betroffene des Vietnam-Kriegs gesammelt wurde“, berichtet Zündorf, der dieses Zeitdokument aufhob. Den gelernten Schreiner fasziniert dieser geschichtliche Aspekt des immer noch tadellosen massiven Eichenholzes, das „schon viel erlebt“ hat.

 

Die Pfarrei

Barbara Tietz und Frank Buhs freuen sich über diese Aktion. So war die Kooperation besonders auch vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit ein Glücksfall: „Wir freuen uns sehr darüber, wenn die ausgelagerten Bänke auf diese Weise noch ein ‚zweites Leben‘ bekommen.“

Bistum

Frau Christina Hoffmann von der Abteilung Kunstpflege des Bistums Münster ist ebenfalls begeistert und teilte mit, dass durch die Idee und den Kontakt zu den Karthaus Werkstätten komplett neue Überlegungen bei Herrn Dr. Reuter, Herrn Dr. Fusenig und ihr in Gang gesetzt wurden. Da sie öfter vor der Frage stehen, wohin mit Holzkirchenbänken ohne Denkmalschutz, die bei Umstrukturierungen im Kirchenraum oder bei Profanierungen keine weitere Verwendung finden.

Dank dieses Projektes werden sie nun weiterhin mit den Karthaus Werkstätten in Kontakt bleiben und ebenso bei mehreren hiesigen inklusiven Werkstätten (wie z. B. Alexianern und Westfalenfleiß) anfragen, ob man von Zeit zu Zeit Holzbänke an sie vermitteln könnte. Frau Hoffmann freut sich: „Der caritative Gedanke hier ist wirklich toll und ich bin immer dafür, dass solche Einrichtungen unterstützt werden sollten – dass aus dem guten Rohstoff Holz so gleichzeitig noch etwas Neues entsteht, ist ein weiterer positiver Nebeneffekt.“

 

 

*Alle Fotos und einige Textteile wurden uns freundlicherweise von Frau Bettina David, Kommunikation und Medien, Anna-Katharinenstift, Karthaus, Weddern 14, 48249 Dülmen, zur Verfügung gestellt.

 

Hinweis: Die Gruppe Kunstpflege im BGV freut sich über die Weitervermittlung an caritative Werkstätten und als Beitrag zur Nachhaltigkeit. Daher genehmigt sie solche Initiativen nach vorheriger Prüfung gerne. Vor einer Weitervermittlung wird jeweils geschaut, ob es bei Bänken oder andere Ausstattungen kunst- oder denkmalpflegerische Gründe zu beachten gilt.

 

 

Auch Kirche+Leben hat über dieses Projekt berichtet. Schauen sie gerne mal rein: www.youtube.com