St. Theresia
Zu Beginn der fünfziger Jahre setzte die Besiedlung der bis dahin vor allem landwirtschaftlich genutzten Sentruper Höhe ein. Die Gottesdienste wurden zunächst in einer Holzbaracke gefeiert. Im Dezember 1956 wurde die jetzige vom Architekten Schroeter geplante Kirche konsekriert. Als Patronin wurde die hl. Theresia vom Kinde Jesu bestimmt.
Der Innenraum
Der Innenraum der Kirche besteht aus einem hohen Saal, an dessen Ende sich der um sechs Stufen erhöhte Chorraum befindet, wo ursprünglich auch der Altar aufgestellt war. Mit einfachsten Mitteln wurde so das in den fünfziger Jahren weit verbreitete Konzept einer Wegekirche verwirklicht, mit der das Unterwegssein des Gottesvolks sinnbildlich angezeigt werden sollte: die Kirche als besonderer Ort, wo die Gläubigen auf ihrem Weg in die Vollendung geistliche Stärkung empfangen. Ein nichtalltäglicher Raum. Durch nichts abgelenkt richtete sich der Blick der Besucher auf den Altar, wo das heilige Messopfer gefeiert wurde. Hinter dem Altar eine weiße Wand, die an das erinnert, was letztlich Geheimnis bleibt, an das himmlische Jerusalem. Die Anordnung der Bankreihen verstärkte die Ausrichtung auf den Altar. Die Mitfeiernden schauten nach vorne, ein Aug in Auge mit den Banknachbarn war nicht vorgesehen. Typisch war auch die die die durch die Kommunionbänke markierte Grenze zwischen dem allein dem Klerus zugänglichen Altarraum und dem Versammlungsraum der Gläubigen.
Diese auf einen Punkt zentrierte und hierarchisch gestaffelte Ordnung war mit der Zeit unbefriedigend geworden. Bei der Frage nach einer Umgestaltung spielte das 2. Vatikanischen Konzils eine wichtige Rolle: Die Gläubigen sind eingeladen, sich als Tischgemeinschaft um den Altar zu versammeln. Ihre Teilnahme beschränkt sich nicht auf die Rolle andächtiger Zuschauer. Gemeinsam feiern sie das Gedächtnis der Erlösung, den Tod und die Auferstehung Christi. Sie sind untereinander verbunden im einen geheimnisvollen Leib Christi. Diese Sicht musste sich auch auf die Gestaltung der Theresienkirche auswirken.
So entstand die Idee, den Altar so aufzustellen, dass es möglich wurde, sich um ihn zu versammeln. Für die künstlerische Gestaltung konnte der an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrende Erwin Heerich (1922 – 2004) gewonnen werden. Sein Vorschlag löste heftige Diskussionen aus: ein geschlossener Block aus schwarzem Granit, aufgestellt unmittelbar auf dem Fußboden. Nähert man sich dem Altar, entdeckt man ein Gebilde aus sechs Blöcken, die von einer Platte bedeckt werden. Den unteren Teil bilden ein unregelmäßiges Fünfeck und abgeschrägtes Rechteck. Darüber befinden sich vier gleichgroße Blöcke, deren Zwischenräume leicht geöffnet bleiben. Den Abschluss bildet die Altarplatte. „Der vertikale Aufbau lässt an die drei Schritte ‚Bewegung‘ im Unterbau, ‚Ruhe‘ in den aufliegenden Blöcken und schließlich ‚absolute Stille‘ in der Deckplatte denken.“(Thomas Sternberg) Am 24. Juni 1995 wurde der Altar von Weihbischof Ostermann konsekriert. Der Altar dient seitdem als „Tisch des Brotes“ und als „Tisch des Wortes“ für die um ihn versammelte Gemeinde.
Der Chorraum
Offen blieb die Frage nach der Gestaltung des Chorraums. Einige Experimente konnten nicht überzeugen. Erst der Kontakt mit dem Stuttgarter Künstler Ben Willikens (geb. 1939) führte weiter. Eines seiner bekanntesten Bilder ist eine Auseinandersetzung mit dem Abendmahl von Leonardo da Vinci. Zu sehen ist ein schmuckloser, menschenleerer Raum, der unmittelbar an das Vorbild aus der Renaissance erinnert. Die Fenster, bei Leonardo da Vinci mit Ausblick auf eine freie Landschaft, sind leeren Flächen in hellem Weiß gewichen. Mit ihnen wird das Licht selbst thematisiert.
Das Bild in der Theresienkirche greift das Thema des Lichtes auf. Zu sehen ist eine dunkle Zone, über der sich eine Fortführung des Kirchenraums mit seinen schlanken Säulen erhebt. Eine Folge von Räumen geht auf ein helles Feld zu, auf ein Fenster, hinter dem „nichts“ zu sehen ist. Was soll mit diesem Nichts angedeutet werden? Der Künstler lässt das Bild für verschiedene Interpretationen offen. Das Bild deutet an. Er schafft eine Bühne für die Spiritualität der Betrachter. Gleichzeitig ruft das Bild die Thematik der Wegekirche auf. „Unterwegs sein zu solchen Räumen, das ist nicht Bedrohung, sondern Verheißung; auch wenn die Räume nicht Erfüllung sind, sondern Erwartung, dass die Leere, die sich hier auftut, gefüllt wird. Erster Schritt zu solcher Erfüllung kann das Aushalten der Leere sein.“ (W. Thissen)
Der Kreuzweg
Nach der Fertigstellung des Wandbildes stellte sich die Frage nach einem neuen Kreuzweg , dessen Bilder an das Leiden und Sterben Jesu erinnern und dessen Betrachtung zur Wahrnehmung eigenen Leids und zur Compassio, zu Empathie und Solidarität mit dem leidenden Nächsten und den Leidenden unserer Welt führen sollte.
Mit der Gestaltung wurde die 1963 in Ahlen geborene Bildhauerin Silke Rehberg beauftragt. Sie schlug einen Kreuzweg mit realistischen Porträtbüsten aus farbig glasierter Keramik vor, die auf Standflächen aus verleimten Holzflächen montiert sind, auf denen der Titel der Station angezeigt wird. Die Arbeiten hängen verschieden hoch. Sie zeigen den Weg von der Antwort Jesu vor Pilatus „Ja, ich bin ein König“ über den Zusammenbruch , die Erhöhung an das Kreuz, die Abnahme und schließlich in die Grabesruhe. Die ganze Gestalt Jesu, die anderen Personen und die übrige Szenerie sind im Kopf des Betrachters nachzuvollziehen. Der Weg kann über die Grablegung weitergehen. Erführt weiter an den Chorraum, dessen Wandbild mit seinen Lichträumen an die Auferstehung erinnert.
„Doch ich, ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Als Letzter erhebt er sich über dem Staub. Ohne meine Haut, die so zerfetzte, werde ich Gott schauen. Meine Augen werden ihn sehen, nicht mehr fremd. Danach sehnt sich mein Herz in der Brust.“ Hiob 19,25-27